Stil? Sicher!

Schreib die Hälfte! –Texten fürs Internet

Ein Text, der auf einem Display gelesen wird, hat es nicht gerade einfach. Er muss den Leser neugierig machen und seine Erwartungen erfüllen, sonst ist dieser schnell weg. Knackig und frisch sollte er sein, wie ein Eisbergsalat. Und leicht zu lesen, quasi wie von selbst. Daher sind beim Texten fürs Internet ein paar Besonderheiten zu beachten.

Texte auf dem Bildschirm werden um ein Viertel langsamer gelesen als auf Papier. Oft werden sie sogar nur flüchtig „gescannt“, um zu erkennen, worum es geht. Ist der Nutzwert nicht sofort klar, klickt der Leser weiter, im Schnitt nach sieben Sekunden. Nirgends gibt es einen härteren Konkurrenzkampf mit anderen Texten. Eine gute Struktur, die ein Querlesen ermöglicht, ist nötig. Überschriften, Zwischenüberschriften und kurze Absätze helfen. Wie bei einer Pyramide sollte der Text vom Leseanreiz über Schlüsselpunkte zu den Details führen.

Kurze Sätze, auf dem Punkt

Bei Sachtexten erwartet niemand literarische Kunstwerke. Jeder Satz sollte möglichst nur einen Gedanken enthalten. Ein „Herzlich Willkommen“ können Sie sich sparen, kommen Sie lieber gleich zur Sache. Die Zielgruppe will wissen, was Sie zu sagen haben. Geben Sie nach der Hauptüberschrift deshalb einen kurzen, zwei bis drei Sätze umfassenden Überblick über den Inhalt. Verwenden Sie Aufzählungen und Infokästen. Die erschließen sich leichter als lange Sätze und bieten dazu einen Quereinstieg.

  • Texte immer linksbündig setzen, nicht im Blocksatz
  • Zwischenüberschriften gleichmäßig verteilen
  • Sparsame Hervorhebungen von wichtigen Inhalten
  • Verlinkungen ans Ende des Textes stellen

In Bildern denken

Sprechen Sie die Erinnerungen oder das Vorstellungsvermögen des Lesers an. Das ist sozusagen die Gorgonzolasoße auf Ihrem knackigen Eisbergsalat. Erzählen Sie Geschichten, das funktioniert immer. Statt Passiv-Konstruktionen benutzen Sie das Aktiv. So wird aus „Der Garten wird von ihm gepflegt“ besser „Er pflegt den Garten.“ Hilfsverben, Füllwörter und Konjunktive setzen Sie am liebsten an die frische Luft.

Sind sie fertig mit Ihrem Entwurf? Dann lesen Sie sich den Text laut vor. Wenn Sie innerhalb eines Satzes Luft holen müssen, ist er zu lang. Prüfen Sie, ob der einleitende Absatz dem Leser sofort Orientierung gibt. Motiviert er ihn, den ganzen Text zu lesen?

Zuerst der Mensch, dann die Suchmaschine

Auch ganz wichtig: Schreiben Sie für Ihre Leser und nicht für Ihr Ranking bei Google. Schlüsselwörter dürfen gern wiederholt werden. Es schadet auch nicht, sie in Überschriften und Zwischenüberschriften zu platzieren. Allerdings – eine zu hohe Keyword-Dichte strafen Suchmaschinen ebenso ab wie Ihre Leser.

Die Nutzung von #Twitter ist übrigens ein gutes Training, um online auf den #Punkt zu kommen. Testen Sie, was man in #140zeichen sagen kann! Ob sich in diesem Format internationale Diplomatie betreiben lässt, steht auf einem anderen Blatt. Zum Themen setzen eignet es sich allemal, wie wir täglich erleben. Sie haben tatsächlich bis hierhin gelesen? Dann hat sich dieser Text ja nicht umsonst die Mühe gemacht. Dasselbe wünsche ich beim Schreiben auch Ihnen!

 

„Wenn du etwas schreibst – schreibe kurz und sie werden es lesen, schreibe einfach und sie werden es verstehen, schreibe bildhaft und sie werden es im Gedächtnis behalten.“

Joseph Pulitzer

 

Dieser Text erschien im Magazin der Berliner Agentur bludot.

 

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