Meine persönliche Top 20 der besten Serien aller Zeiten (abgeschlossene Serien)
Platz 1-5
Im Sommer wird nach der 8. Staffel die für viele beste Serie der Welt „Game of Thrones“ zu Ende gehen. Es müsste schon einiges passieren, wenn sie nicht auch in meiner persönlichen „All Time Top 20“ der besten Serien den Thron erobert. Bis es soweit ist, lohnt es sich, einen Blick auf die aktuelle Rangliste zu werfen. In die Wertung kamen dabei nur abgeschlossene Serien. Hier kommen die Plätze 1 bis 5:
Platz 1: The Wire (2002-2008)
Eine der Serien, die mich zum Serienjunkie machte. „The Wire“ ist keine gewöhnliche Polizeiserie, auch wenn anfangs die Arbeit der Ermittler im Drogenmilieu Baltimores im Mittelpunkt steht, sondern ein faszinierendes Gesellschaftsbild. Die verhältnismäßig große Zahl an Figuren erfordert beim Zuschauer eine hohe Aufmerksamkeit. Dafür sind die Charaktere aber überwiegend spannend angelegt und haben interessante Entwicklungen. SPON bezeichnete „The Wire“ als „gesellschaftskritisches Meisterwerk von epischer Komplexität“. Wie bei vielen, die diese Serie geschaut haben, setzte mir die Begeisterung nicht gleich bei der ersten Folge ein. Umso stärker hat sie mich dann ab etwa Folge 5 gefangengenommen.
Platz 2: Sons of Anarchy (2008-2014)
Im Mittelpunkt steht das Innenleben des fiktiven Motorradclubs „Sons of Anarchy“. Wie bei „Hamlet“ geht es um den Konflikt zwischen „Throninhaber“ (Clay Morrow gespielt von Ron Pearlman) und „Thronfolger“ (Jackson Teller, gespielt von Charlie Hunnam). Clay ist zugleich Jacksons Stiefvater. Zur Tarnung seiner kriminellen Aktivitäten betreibt der Motorradclub in der kalifornischen Kleinstadt Charming eine Kfz-Werkstatt. Eine wichtige Rolle kommt Jacksons Mutter Emma zu (brillant Katey Sagal, bekannt als Peggy aus „Eine schrecklich nette Familie“). Sie ist zwar kein Club-Mitglied, zieht aber im Hintergrund die Fäden. „Sons of Anarchy“ ist nichts für sanfte Gemüter. Eine Hardboiled-Serie, die ziemlich realistisch wirkt und mit viel Detailkenntnis über den Alltag von Motorad-Gangs überzeugt.
Platz 3: Boston Legal (2004-2008)
Die Anwaltsserie Boston Legal handelt von dem Arbeitsalltag der hochangesehenen Anwaltskanzlei Crane, Poole & Schmidt. Sie lebt in erster Linie von ihren beiden Hauptdarstellern. Einerseits William Shatner (ehemals Captain Kirk der Enterprise), der den juristischen Altstar Denny Crane spielt. Auch wenn er nicht mehr alle Sinne beisammen hat, ist er noch immer davon überzeugt, vor Gericht unschlagbar zu sein. Andererseits James Spader als Alan Shore, einem unkonventionellen juristischen Genie, das zuweilen unter sonderbaren Phobien leidet und aufgrund seiner sensationellen Rhetorik selbst die hoffnungslosesten Fälle in letzter Sekunde drehen kann. Die Serie schafft die Balance zwischen Slapstick und juristischer Raffinesse. Ich mag sie nicht nur als erklärter Fan von Anwaltsserien – selten hat jemand die Juristerei so originell dargestellt, auch „Suits“ kommt da nicht ran –, sondern auch aufgrund der sensiblen Darstellung der ungewöhnlichen Männerfreundschaft zwischen Crane und Shore. Lediglich die letzte Staffel trifftet ein wenig ins Alberne und wäre nicht wirklich nötig gewesen. Allerdings versöhnt sie mit einem tollen Schlussgag.
Platz 4: Breaking Bad (2008-2013)
Der an Lungenkrebs erkrankte Chemielehrer Walter White (Bryan Cranston) stellt fest, wie einfach es ist, Crystal Meth herzustellen und beschließt, damit seiner Familie für den Fall seines Todes eine Absicherung zu verschaffen. Aufgrund der außergewöhnlich hohen Qualität seiner Drogen eröffnen sich für White schnell neue Möglichkeiten. Da sich sein Krankheitsverlauf besser gestaltet als befürchtet, nimmt er immer größere Aufträge an und gerät in den Fokus großer Kartelle. Während sein Umfeld noch keinen Verdacht schöpft, wächst er mehr und mehr zu einer entscheidenden Größe des amerikanischen Drogengeschäfts heran. Für Bryan Cranston ohne Frage die „Rolle seines Lebens“. Das schon im Titel angedeutete „vom rechten Weg abkommen“ verkörpert er glaubhaft. Bei aller Brutalität, die mehr und mehr zu seinem Wesen gehört, wirkt er dennoch menschlich und wie ein Opfer der Umstände. Ein außergewöhnliches Highlight unter den Serien. Vermutlich wird man „Breaking Bad“ in einigen Jahren einen Klassiker nennen.
Platz 5: Nashville (2012-2018)
Diese 6-Staffel-Serie dreht sich um das Leben von etwa ein Dutzend Country-Musikern und deren Umfeld. Im Country-Mikrokosmos der überwiegend sehr glaubwürdig dargestellten Protagonisten ist jede Menge los. Glück und Misserfolg, Liebe und Leid, Freundschaft und Verrat liegen hier teilweise so eng beieinander wie sonst nur in einer Soap. Aber irgendwie lässt man das der Nashville-Crew gerne durchgehen, denn die Anzahl der Figuren, die man wirklich mag, ist außergewöhnlich hoch. Geschickt werden die verschiedenen Karrierestufen von hoffnungsvollem Talent, das nebenbei kellnern muss, über One-Hit-Wonder bis zum Alt-Star gezeigt bzw. die „Welten“ miteinander verwoben. Themen wie Alkoholismus, Postpartale Stimmungskrisen, Rassismus, #MeToo und Homophobie werden mutig und mit sehr viel Realitätssinn angepackt.Obendrauf kommt hier eine Menge guter Musik und eine authentische Darstellung der Gepflogenheiten des Musikgeschäfts. Selbst Banalitäten wie der Entstehungsprozess von Songs werden hier gut und nachvollziehbar gezeigt, ohne dass es weniger an Musik Interessierte langweilt oder überfordert. Nach 124 (!) Folgen nimmt man wehmütig Abschied, als müsse man sich von guten Bekannten trennen. Eine Serie, bei der man das am Ende sagen kann, hat Vieles richtig gemacht.