Die zehn besten CDs des Jahres 2018
Die Top-10-Liste der „CD des Jahres“ ist ein liebgewonnenes Ritual, das ich bereits seit 20 Jahren pflege. Hier kommt das Ergebnis des 2018er-Jahrgangs:
Rue Royale – „In Parallel“
Johnny Marr – „Call The Comet“
Mumford & Sons – „Delta“
Eels – „The Deconstruction“
The Wombats – „Beautiful People Will Ruin Your Life
Death Cab for Cutie – „Thank You For Today“
Tunng – „Songs You Make At Night“
Emika – „Falling In Love With Sadness“
The Liminanas – „Shadow People“
The Kooks – „Let’s Go Sunshine“
Meine unangefochtene Nummer 1 kommt diesmal von Rue Royal, einem Duo aus Nottingham, das ich bisher noch nicht auf dem Schirm hatte. Ihr „In Parallel“ ist wundervoller Kammerpop– betörend, eindringlich, melodramatisch.
Zarter Folk-Gesang und raffiniertes Gitarrenspiel werden hier mit subtilen elektronischen Effekten verziert. Jedes einzelne Stück ist ein Kleinod, dem man die Sorgfalt und Detailliebe der Macher anmerkt. Klassische Klavierparts treffen dabei auf bombastische Keyboard-Rhythmen oder kraftvolles Bass- und Drumspiel. Die Koexistenz anscheinend gegensätzlicher Elemente zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album. So als würden zwei Parallelen doch an irgendeinem fernen Punkt zusammenkommen. In den freundlicheren Momenten erinnert mich Rue Royal an die Australier Angus und Julia Stone oder an Ravens & Chimes. Auch Bands wie Hundreds oder Low kamen mir beim Hören in den Sinn. Eine klare Empfehlung!
Mit „Call The Comet“, seinem dritten Solo-Album, ist Johnny Marr, dem ehemaligen Gitarristen von The Smiths, endlich die Platte gelungen, die ihn zurück aufs Tapet bringt. Seine Fähigkeit, gute Songs zu schreiben, hat er offenbar nicht eingebüßt. Melancholische Akustikgitarren treffen auf wavigen Manchestersound, teilweise mit Streichern und verzerrten Synthesizern verziert.Das ist Britpop, wie er teilweise schon in den 90ern so klang. Bei Songs wie „Day In Day Out“ oder „Hi Hello“ schwingt sogar die Smiths-Vergangenheit mit. Marr bezeichnet die Platte selbst als nostalgisch und leugnet nicht, dass er den alten Sound einfangen wollte. Aber er kann auch anders wie zum Beispiel im geheimnisvollen, fast futuristischen „Walk into the sea“ oder im treibenden „Actor Attractor“.
Johnny Marr sagte, er wolle mit „Call The Comet“ dem Chaos in dieser Welt etwas Positives entgegensetzen. Hat er!
Die Kritiken für „Delta“, die neue Platte von Mumford & Sons, lesen sich teilweise verheerend. Ich hörte sie mir daher mit entsprechend niedriger Erwartungshaltung an. Die harsche Kritik kann ich nicht nachvollziehen. Dass die Band, die längst Stadien füllt, nicht mehr so erhaben folkig klingt wie auf ihrem Debüt, sondern teilweise bombastisch, ist aus meiner Sicht eine legitime Entwicklung. Sie standen noch nie für etwas anderes als für harmlose Wohlfühlmusik. Wer das nicht mag, muss es ja nicht hören. Ich wurde mit der Platte jedenfalls schnell warm.
Die vielleicht beste Erklärung, warum die Band die Kritiker fast einhellig zu Verrissen reizte, hat Daniel Gerhardt auf Zeit-Online geschrieben: „Sie müssen Mumford & Sons hassen, weil sie alles in ihnen wiedererkennen, was sie an sich selbst hassen. Die Harmlosigkeit der eigenen Dorfjugend mit schlecht gedrehten Joints, Messdienerdebakeln und Zweier-Abitur. Das ganze kleingeistige, heteronormative Rumgemache ohne Aussicht auf Grenzverschiebung. Das geisteswissenschaftliche Verlegenheitsstudium. Große Träume von Wortgewalt und Generationsromanen – die dann doch nur für den bedeutungslosen Verriss einer ebenso bedeutungslosen Popband genügen.“
Auf den Plätzen 4 bis 10 gibt es alte Bekannte wie Eels und Death Cab For Cutie aber auch Neuentdeckungen wie „The Liminanas“ aus Frankreich. Viel Spaß beim Reinhören!